Warum überhaupt eine Ernährungsberatung für Hunde?

© Bild: Javier brosch
© Bild: Javier brosch

 

"Ist das nicht ein Luxusproblem?" - "Mein erster Hund wurde auch mit billigem Trockenfutter steinalt, dann ist es doch egal was ich füttere!" - "Mein Hund braucht das ganze Tamtam ums Futter nicht - ich sehe ihm doch an, dass es ihm gut geht." - "Der Wolf hat sich schließlich auch keine Gedanken um seine Ernährung gemacht." - "Ich rechne bei mir doch auch nicht täglich aus, was ich essen soll, das habe ich im Gefühl" - "Ich lass ja schon immer mal wieder ein Blutbild machen, da würde man ja sehen, wenn ich falsch füttere"

 

Vielleicht sind Dir diese oder ähnliche Aussagen bereits in Gesprächen über die Hundeernährung begegnet oder möglicherweise stellst Du dir diese Fragen insgeheim selbst?

 

Betrachten wir die Fragen der Reihe nach: Ja, möglicherweise ist Ernährungsberatung für Hunde ein "Luxusproblem", das wir in einer privilegierten, westlichen Gesellschaft haben. Aber wir leben eben in dieser Welt, in der wir unsere Hunde als Familienmitglieder betrachten, für sie verantwortlich sind und mit ihnen leiden, wenn es ihnen schlecht geht. Um sie rundum zu versorgen, ist eine gesunde, bedarfsgerechte Fütterung die wichtigste Grundlage eines langen und gesunden Hundelebens.

 

Deshalb gilt auch: Ja, ein Hund kann auch mit günstigem, qualitativ miesem Trockenfutter alt werden - und sicher kennt jeder auch ein Beispiel eines Bekannten, der mit Kettenrauchen und Fastfood alt geworden ist. Doch wollen wir das für unsere Hunde? Wollen wir wirklich Mais- und Getreidepellets, gewürzt mit Konservierungsstoffen, Geschmacksträgern und Aromastoffen, mit einer Prise tierischem Bestandteil füttern? Die Krankheiten unserer Hunde nehmen immer mehr zu, Allergien, Diabetes, chronische Krankheiten und Organschäden sowie Krebs und Übergewicht betrifft sehr viele Hunde. Sollten wir unserem Hund nicht die besten Voraussetzungen schaffen, die uns möglich sind, ihn möglichst gesund, vital und agil alt werden zu lassen? Über die Fütterung ist das möglich!
Um die nächste Frage gleich vorwegzunehmen: Nein, das ist keine Garantie für ein langes, gesundes Leben - das wäre natürlich schön, aber so einfach ist das Leben leider nicht. Aber mit einer gesunden Ernährung kann ich die besten Grundlagen dafür schaffen - das habe ich selbst in der Hand, auch wenn ich vieles andere leider nicht beeinflussen kann (Genetik, Umweltfaktoren,...). 

Jeder Hundehalter muss sich diese Fragen selbst stellen und seine persönlichen Antworten in seinem Lebenskontext und seinen -möglichkeiten darauf finden. Solltest Du hierbei Reflektionshilfe oder Wissenshintergründe benötigen, schreib oder ruf mich einfach an.

Dass man es seinem Hund ansehen kann, dass er gesund ist und daraus schließt, dass er deshalb alle Nährstoffe erhält, die er benötigt, ist leider eine falsche Annahme. Die meisten Krankheiten, die auch durch Fütterungsfehler entstehen oder begünstigt werden können, zeigen sich über Symptome meist erst dann, wenn es bereits "fünf vor 12" ist. Wäre es da nicht besser, von vornherein ausgewogen und bedarfsgerecht zu füttern? Lies dazu gerne auch meinen Blogartikel dazu.

Argumente, die mit "der Wolf" beginnen, sind bei vielen Menschen sehr beliebt, um verschiedene Arten der Fütterung zu rechtfertigen. Dabei wird häufig vergessen, dass Wölfe sogenannte Kulturfolger sind und sich seit langer Zeit verändern, wie auch der Hund sich innerhalb seiner Spezies sehr unterschiedlich darstellt. Kaum einer unserer Haushunde wäre in der Lage, wie ein Wolf in der Natur zu überleben, weil ihnen viele anatomische und physiologische Voraussetzungen dazu fehlen. Ebenso hat sich auch das Verdauungssytem des Hundes verändert, sodass der Wolf dem Hund zwar genetisch noch sehr nahe steht, aber dennoch nicht 1:1 mit diesem vergleichbar ist. Außerdem interessiert es auch niemanden, ob der Wolf gesund alt wurde oder nicht - bei meinem Hund interessiert mich das aber sehr.

 

Und zu guter Letzt: Leider haben wir es häufig bei uns selbst nicht "im Griff", inwieweit wir uns bedarfsgerecht ernähren. (Ich hab das versuchsweise bei mir getestet und habe deutliche Mängel in meiner Nährstoffversorgung entdeckt). Und dabei ist es bei uns noch einfacher als beim Hund, denn Menschen sind Allesfresser und können Mineralien und Vitamine sowie essentielle Aminosäuren aus weitaus mehr Nahrungsmitteln gewinnen als der Hund, der ein Beutetierfresser ist und damit verdauungsphysiologische Besonderheiten aufweist, deren Bedarfserfüllung nicht unserer intuitiven Fütterung entspricht. Oder weißt Du, wieviel mehr Calcium ein Hund von 60kg im Vergleich zu einem 60kg Menschen benötigt? (etwa die dreifache Menge)

 

Aus all diesen Gründen und aus noch vielen, vielen mehr ist es wichtig, sich grundlegende Gedanken zur Ernährung seines Hundes zu machen und sich dabei Hilfe und Unterstützung zu holen. Ausgehend von einem ausgewogenen, bedarfsgerechten Futterplan kannst Du jeden Tag mehr unbeschwerte Zeit mit dem Hund verbringen, in der Du dich nicht immer wieder fragst, ob der Hund auch wirklich gut gefüttert wird und ob er alles bekommt, was er braucht.